Es ist noch nicht lange her, da habe ich rein virtuell den 2.7 Liter A5 gegen den 325d gehalten, die Preise sind üppig. Die ams hatte einen wenig hilfreichen Test über den S5 und 335i verfasst. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit das mit einem 3 Liter V6 Diesel befeuerte A5 Coupé ausgiebig zur Probe zu fahren.

Kurz zur Erscheinung; der in schwarzes blech gehüllte Wagen beeindruckt und wirkt in Realität noch viel dynamischer als Bilder dies erahnen lassen. Im Vergleich zum Dreier wirkt er gar noch ein Stück mehr „on the edge“.

Am Design stört nur die B-Säule, hätte man diese überfüssig gemacht und weggelassen, könnte das Fahrzeug noch besser wirken. Die sonstigen Ansicht, egal ob Hinten oder Vorne, sind mehr als schick und lassen den Betrachter dahinschmelzen.

Der Innenraum ist wie bei den Vorserienfahrzeugen von der AMI sehr überzeugend gemacht. Die verbauten, mit schwarzem Leder überzogenen, Sportsitze gefallen, ihr Verstellbereich ist allerdings etwas zu klein. Das sportlich gelochte Lenkrad liegt gut in der Hand, ist aber um die Mittellage nicht so präzise wie ich das vom Einser gewöhnt bin. Insgesamt wirken die verarbeiteten Materialien hochwertig und können sich fast mit denen aus dem A8 messen.

Die Sitze im Fond sind soweit bequem, aber ab einer Körpergröße von 1,75m empfiehlt sich der Aufenthalt nur für kurze Strecken, da man sonst laufend mit dem Kopf gegen den Dachhimmer stößt, die typisch italienische Froschhaltung wird automatisch eingenommen. Personen die über 1,80 messen, können nur vorne platznehmen und bei entsprechender Sitzposition kann dann auch keiner hinter ihnen sitzen. Der Wagen ist ein echter 2+2 Sitzer, auch wenn der Einstieg ausreichend bequem erfolgen kann.

Nicht selten muß man wegen der großen Türen die Sitzposition zum Aussteigen radikal ändern, was auf Dauer nervig wird. Die Anschaffung des elektrischen Fahrersitzes mit Speicherfunktion erweist sich daher als sinnvoll und erleichtert es die ideale Sitzposition wiederherzustellen.


Der Kofferraum macht einen guten Eindruck, adequat ausgeschlagen mit dichtem Nadelfilz und ausreichend groß für eine große Ladung Wein bzw. Gepäck. Dank umlegbarer Sitze und der als Extra erhältlichen Durchlademöglichkeit können auch längere Gegenstände transportiert werden. Der Kofferraumdeckel öffnet per Knopfdruck automatisch.

 

 

Das Fahrzeug ist mit „advanced key“ ausgerüstet, das 615 Euro teurer Extra wird auch als „Keyless Go“ bezeichnet, der Schlüssel kann also in der Tasche bleiben. Mir erschließt sich der Sinn dieses Extras nicht wirklich, denn meist herrscht Unsicherheit darüber, ob der Wagen nun verschlossen ist oder nicht. Sinnvoller ist da der Audi „hold assist“ der ein Anfahren am Berg ohne großen Kupplungsverschleiß und ohne Handbremsgewürge ermöglicht, ein mit 50 Euro vergleichsweise günstiges und empfehlenswertes Extra.

Die Tacho sieht zwar schick aus, aber gerade die gefahrene Geschwindigkeit ist nur schwierig abzulesen und das Multifunktionsdispay sollte man daher ggf. zur Anzeige der aktuell gefahrenen km/h nutzen.

Nicht ganz überzeugen kann die neue Generation des MMI, zwar steht nun eine Vogelperspektive im Navi zur Verfügung, aber grundlegende Funktion wie sie schon mein tomtom bietet, gibt es ab Werk immer noch nicht. Auch die Bedienung lenkt, für meine Begriffe stark ab, ein Nachteil der aber laut vielen Zeitungsartikeln nur subjektiv so empfunden wird. Die Bedienung der sonstigen Fuktionen, bis auf das Tempomat ist zufriedenstellend. Audi hat in die neue GRA umgestellt, ein Beschleunigen und Abbremsen mittels Tempomathebel ist zwar immernoch möglich, allerdings springt das System bei dauerhaft gezogenem Hebel plötzlich nicht mehr in 1 km/h Schritten sondern in 10km/h Schritten, was kurz darauf zu heftiger Beschleunigung oder einem starken Bremseingriff führen kann. Mir ist nicht klar, wieso man von der alten kontinuierlichen Gas- und Bremsfunktion abgewichen ist.

Der verbaute Motor macht hingegen jeden Spaß mit, egal ob man gemütlich bei 1500 Touren im sechsten Gang mit 80 über die Landstrasse segelt oder ob man bei 220 auf der Autobahn nochmal den Fuß runter drückt. Immer steht mehr als ausreichend Leistung zur Verfügung, die 240 Diesel PS zeichnen sich durch eine unglaubliche Elastizität aus. Leider kombiniert Audi bisher diesen wunderbaren Motor nicht mit einem Automatik. Das Schaltgetriebe ist nicht schlecht, aber ein per Lenkradwippe geschaltetes DSG würde diesem Sportler deutlich besser stehen und das sanfte Krusen wäre auch einfacher zu bewältigen. Die Schaltpunktanzeige erzieht derweilen den Fahrer zu einem moderaten Verbrauch. Auf insgesamt 700km Testfahrt wurde im Schnitt 7,9 Liter/100km Diesel fällig, ein durchaus angemessener Wert. Die Innenraumgeräusche bleiben auch bei forcierter Gangart gemäßigt, obwohl sich das Motor- und Auspuffgeräusch dieses modernen Diesels wahrlich nicht zu verstecken braucht. Auf der Autobahn treten die Motorgeräusche fast völlig in den Hintergrund und werden von Abrollgeräschen sowie deutlichen Windgeräuschen ab 160, aus dem Bereich der B-Säule, überspielt.

Weniger überzeugen kann da das Fahrwerk, irgendwie mag es sich nicht entscheiden ob es nun in Richtung Porsche ausschlagen soll oder in Richtung Bentley strebt. Auf der Autobahn wären zwei oder drei Nuancen weniger Härte doch deutlich besser, auf schnellen Passagen stören dumpfe Schläge von der Hinterachse das Wohlbefinden und auf Landstrasse fehlt die Härte und Präzission in den Kurven, die dem Fahrer die nötige Sicherheit gibt. Die Lenkung ist sicher zum Teil mit Schuld daran, so vermittelt Sie zwar auf der Autobahn ein gutes Gefühl über den Zustand des Vorderbaus, doch auf der Landstrasse wirkt sie zu distanziert von der Strasse. Gerade um die Mittellage geht es zu weich zu und man kann den Scheiltelpunkt von Kurven nicht so sauber ansteuern wie z.B. mit dem Einser. Die Traktion dagegen ist vorbildlich, der neue Allrad von Audi, mit betont hecklastiger Auslegung ist goldwert, nicht nur überzeugt der Vortrieb in allen Situation, sondern man bekommt sogar das Gefühl ein mitlenkendes Heck unter dem Hintern gekauft zu haben. Der gute Vortrieb kann aber nicht über das Leergewicht von 1600kg hinwegtäuschen, es wird dem Faher niemals glauben gemacht in einem richtigen Sportwagen zu sitzen, der Fokus liegt eher auf dem schnellen Tourer.

Der Testwagen hätte einen Listenpreis von ca. 60.000 Euro, wovon das Bang&Olufsen Soundsystem für 895 Euro sein Geld auf jeden Fall wert ist.

Die 14 Lautsprecher schaffen es eine unglaubliche Luftigkeit des Klangs in den Innenraum zu zaubern, wie man es selbst von Heimstereoanlagen selten erlebt. In Verbindung mit dem Audi „music interface“ kann die Anlage MP3s von Apples iPod, Festplatten und auch anderen MP3 Playern abspielen. Leider konnte ich die Funktionalität mangels Adapterkabel nicht testen, ein normaler Klinke Eingang ist leider nicht vorhanden.

Fazit:

Audi hat es geschafft ein hervorragendes Coupé auf die Beinen zu stellen, dessen Design der Audilinie neuen Wind bringt und das emotional auf nahezu alle Verkehrsteilnehmer wirkt, kaum einer kann sich der Wirkung des schwarzen Objektes entziehen. Die bisher stark beschränkte Motorenauswahl und inbesondere das Fehlen vernünftiger Automatikgetriebe in Kombination mit Allrad sind allerdings schade. Das Fahrerlebnis ist postiv, wenn gleich nicht immer ausgewogen, die Motorleistung ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Bleibt die Frage ob ich den A5 kaufen würde? Ja, auch wenn ich vorher eine ausgiebige Probefahrt mit dem 330xd Coupé (das sich ähnlich ausgestattet auf 57.000€ summiert) machen würde, der Audi könnte dann vielleicht sogar als Gewinner hervorgehen . Ideal wäre vermutlich ein 2,7 TDI mit DSG und in Kombination mit heckbetontem quattro, dann wäre der Audi meine erste Wahl. Auch so, sind mindestens 4 von 5 Sternen fällig und das Grinsen beleibt sich noch einige Tage im Gesicht.

Tipps für eine Probefahrt:

Als attraktive Ziele für eine Wochenendfahrt eignen sich inbesondere Deidesheim in der Pfalz und Bad Neuenahr im Ahrtal.
In Deidesheim läßt sich hervorragend Mittagessen, der Deidesheimerhof lädt seit vielen Jahren internationale Gäste auf hervorragende, von däftig bis leicht reichende, pfälzerische Küche ein. Auch Helmut Kohls lieblings Gericht, Saumagen, kommt in verschiedensten Variationen auf den Tisch. Wer anschließend bei dem Winzerverein Deidesheim zur Weinprobe einkehrt kann nicht nur die sehr guten Weißweine probieren, sonderns zunehmende auch äußerst schmackhafte Rotweine kaufen. Der A5 eignet sich übrigens für den mittleren bis großen Weinkauf gut, der Kofferraum ist quadratisch praktisch gut.
Auf den Weg zur und von der Pfalz können auf verschiedenen Autobahnen die Funktionalitäten des Probefahrzeugs ausgiebig getestet werden.
Entweder entscheidet man sich im direkten Anschluß oder an einem anderen Tag, das nächste kleine aber feine Weingebiet anzufahren, das Ahrtal. Die Eifel und der Nürburgring sind eng miteinander verbunden, die wenigstens kennen allerdings die leckeren Rotwein aus Bad Neuenahr. Wer hier her fährt sollte auf jedenfall im Navi auf „Autobahnen vermeiden“ clicken und in Richtung Nüburgring starten, die kleinen engen Strassen und vielen Spitzkehren zeigen was in dem Auto so alles steckt, was nicht selten zu Unmut bei Beifahrern führt, aber das Grinsen des Fahrers ist sicherlich Entschädigung genug.

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